Valeria, 15 Jahre alt, Lettland

Als Valeria nach Deutschland kommt ist sie 15 Jahre alt. Zusammen mit einer Freundin ist sie zu einer Party in ein Nachbardorf gegangen. Die Leute auf dieser Party hat sie nicht gekannt. Sie erinnert sich, dass sehr viele, ihr unbekannte Männer dort gewesen sind, die ihr Glas immer wieder mit Alkohol gefüllt haben. Sie ist sehr schnell müde geworden und eingeschlafen und vermutet, dass ihr ein Schlafmittel in ihr Getränk getan wurde.

Als Valeria aufwacht, ist sie mit Handschellen an ein Bett gefesselt, das in einem kleinen dunklen Raum steht. Ein Mann, den sie vorher nie gesehen hat, sagt ihr, dass sie in einem Bordell in Deutschland ist und dass sie nun als Prostituierte arbeiten müsse.

Valeria ist verzweifelt und wehrt sich dagegen. Ihr Widerstand wird durch schwere Misshandlungen gebrochen. Mehrmals wird sie von verschiedenen Männern vergewaltigt. Valeria wird danach gezwungen bis zu 10 Freier am Tag zu bedienen.

Während der ersten 4 Wochen darf Valeria das Haus nicht verlassen. Sie wird eingeschlossen oder bewacht. Danach ist ihr Widerstand gebrochen. Sie darf danach in Begleitung eines Mannes in einem Supermarkt einkaufen. Da sie die deutsche Sprache nicht versteht und sie nicht weiß, wo sie ist, wagt sie nicht, jemanden um Hilfe zu bitten.
Da sie keine Papiere hat und die Menschenhändler ihr erzählt haben, dass die Polizei mit ihnen zusammenarbeitet, erscheint ihr die Flucht aus dem Bordell aussichtslos.

Als Valeria ca. 3 Monate in dem Bordell festgehalten wird, findet eine Polizeirazzia dort statt. Valeria gibt an, 18 Jahre alt zu sein, wird festgenommen und nach der Vernehmung in die Betreuung der Mitternachtsmission gegeben.

Valeria ist physisch und psychisch in einem sehr schlechten Zustand. Eine Schwangerschaft wird festgestellt. Außerdem wird eine schwere Infektion in Genitalbereich diagnostiziert. Valeria ist über die Feststellung der Schwangerschaft sehr verstört. Sie will auf keinen Fall das Kind austragen. Fristgemäß findet ein Schwangerschaftsabbruch statt. Die Infektion kann erfolgreich behandelt werden.

Valeria muss noch 10 Wochen auf ihre Passersatzpapiere warten, bevor sie ausreisen kann. Für die Mitternachtsmission gestaltet sich die Beschaffung der Passersatzpapiere sehr schwierig, da sich herausstellt, dass Valeria noch minderjährig ist und die Erziehungsberechtigten Unterschriften für die Ausweispapiere leisten müssen.

Die Großmutter, bei der Valeria in Lettland lebt, ist schockiert, als die Mitternachtsmission Kontakt zu ihr aufnimmt. Da sie zunächst nicht versteht, welche Rolle und Aufgabe die Mitternachtsmission hat, verweigert sie die Zusammenarbeit. Erst durch mehrmalige Telefonate mit unseren muttersprachlichen Honorarkräften kann das Misstrauen gebrochen und ein gemeinsames Vorgehen für Valerias Heimreise geplant werden.

Valerias Verhalten ist während der gesamten Betreuungszeit sehr auffällig. Sie fügt sich selbst leichte Schnittverletzungen zu. Sie glaubt, dass sie an dem, was ihr durch die Menschenhändler angetan worden ist, selber schuld ist. Außerdem denkt sie, dass sie zu einer Prostituierten geworden sei, da sie so lange als Prostituierte gearbeitet habe, und sich nun so verhalten müsse und dass sie deshalb schlecht sei.
Sie hat Angst, mit ihrer Großmutter über alles zu sprechen, da sie glaubt, die Großmutter würde sie dann verurteilen und ablehnen.

Valeria hält es für möglich, dass die Männer, die sie nach Deutschland verschleppt haben, sie in ihrem Dorf wieder finden werden.
Sie kann sich nicht vorstellen, wie die Zukunft in ihrer Heimat für sie aussehen wird.

Sie glaubt nicht, dass sie wieder ein normales Leben wie andere Mädchen in ihrem Alter führen kann. Sie will auch erstmal nicht mehr zur Schule gehen. Sie möchte gerne einen Freund haben und später heiraten und Kinder haben. Allerdings glaubt sie, dass kein anständiger Mann sie jetzt noch heiraten will.

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